ИСТИНА

Die Umwandlung der klassischen Form der Ekphrasis in Guenter Grass` Roman “Die Blechtrommel” Um den Zeitgeist wiederzugeben, bedient sich Guenter Grass in seinem ersten Roman “Die Blechtrommel” neben anderen Sprachmitteln einer detaillierten Beschreibung einzelner Gegenstaende der Aussenwelt - seien es Familienfotos aus dem Album, oder die Marienstatue mit Christuskind, die sich dem Jungen fest eingepraegt hat, oder Glasfenster in der Kirche, Sammlungen etc. Eingehende Beschreibungen koennen, in Anlehnung an Platos Vorstellung von der Kunst als dritter Realitaet, als vierte Realitaet betrachtet werden, denn im Roman werden mithilfe des Wortes die “Abdruecke” der von Menschenhand geschaffenen Kunstwerke wiederbelebt. In der klassischen Tradition galten solche Schilderungen als Ekphrasis. Die antike Ekphrasis stellt ein rhetorisches Gebilde dar, eine Redewendung. Es handelt sich dabei um eine eingehende, kunstreiche Beschreibung eines Kunstwerks, das dem Publikum als Wunder erscheinen soll. In der Antike waren die Ekphrasen kein narratives Mittel, da sie nicht der Darlegung der thematischen Komplexe dienten, sondern das Gegenstaendliche sichtbar gemacht haben: sie haben implizit das Tote (ein Kunstwerk ist ja nichts weiter als ein kunstvoll gefertigtes Ding) mit dem Lebendigen gleichgesetzt. In Grass`s postmodernem Roman, der auch expressionistische Zuege aufweist, tritt der alte Kunstgriff, die Mimesis, in neuer, ungewohnter Gestalt auf.